Sonntag, 18. Januar 2015

Grundstückslage

Nehmen wir mal an Ihr hättet die freie Wahl - ihr könntet jedes Grundstück haben das ihr wolltet. Wie sollte das dann aussehen? Ich habe mir schon einige Grundstücke angesehen und obwohl einige wirklich nett waren gibt es oftmals Gründe die dann zu einem "Ne, lieber doch nicht führen".

Hier einige der Überlegungen die ich beim Thema Grundstückswahl berücksichtige:

a) Verkehrsanbindung:
Es ist zwar nicht nett direkt neben einer Bahntrasse zu wohnen, es kann aber auch äußerst nervig sein 40 Km vom nächsten Bahnhof entfernt zu wohnen. Die Hauptzielgruppe die sich mit dem Nestbau beschäftigt sind junge Familien. Sprich irgendwann gibt es Kinder. Und die Kinder wollen auch Mobil sein. Gut, es gibt Fahrräder. Da ist es doch ganz praktisch wenn es in der Nähe eine Bushaltestelle mit regelmäßigem Verkehr (die Haltestelle ohne Busse bringt nicht, in der nähe von dort wo ich momentan wohne gibt es zwar eine, da fährt aber nur einmal am Tag ein Bus) oder einen Bahnhof geben. Zumindest in einer Entfernung als das man es dem Spross zumuten kann sich auf das Fahrrad zu schwingen und selbst hin zu fahren. Ansonsten hat man sich mit der Standortwahl gleichzeitig eine Taxiverpflichtung eingekauft. Dran denken, irgendwann kommt das Teenageralter und da sind die lieben Kleinen zugänglich wie ein Kaktus bei solchen Diskussionen.

b) Schulen:
Bildung für Alle! Ja, so soll es sein - wenn das aber bedeutet das die Kinder jeden Tag 100 Km mit dem Bus zurücklegen müssen dann fällt die Entscheidung nicht mehr ganz so leicht. Also wäre es doch nett wenn die Auswahl an Bildungsinstituten in der Nähe zumindest mal die 3 Grundlegenden Schularten enthält. Mehr als 30 Minuten Schulweg halte ich für problematisch. Abgesehen davon, das ab einer gewissen Distanz Ihr als Taxiservice wieder eingebunden seid wenn aus irgendwelchen Gründen der Bus oder die Bahn verpasst wurde.

c) Einkaufsmöglichkeiten
Discounter gibt es an fast jeder Ecke, aber wenn es dann eine größere Auswahl sein soll oder auch mal frischer Fisch dann muss man sich schon überlegen wo man das bekommt. Ich bekomme hier auf dem Dorf zwar die Eier und Kartoffeln frisch vom Bauern, beim Zitronengras wird es aber eng. Sollte ich gar auf die Idee kommen besondere Gewürze wie Rauchsalz zu benötigen ist eine Reise in die Großstadt angesagt. Das muss kein Kill - Kriterium sein, Ihr solltet nur dran denken wenn Ihr bisher eine Shopping - Mall mit Feinkosthändler um die Ecke gehabt hat. In der Stadt müßt ihr wahrscheinlich länger nach einem Spanferkel suchen als ich hier auf dem Dorf.

d) Gerüche
Ich habe 5 Jahre in Donaueschingen gelebt - und 2 mal die Woche hat die ganze Stadt nach Biersud gerochen da die Fürstenbergbrauerei fleißig am Produzieren war. Das ist jetzt noch nicht so schlimm - aber eine Schweinezucht, eine Zuckerfabrik, eine Kläranlage oder eine Schwefelfabrik sind es. Zwar sind solche Grundstücke sehr günstig, aber das lohnt sich einfach nicht.

e) Lärm
Man geht zu einem Besichtigungstermin, alles ist toll, die Vöglein zwitschern, der Wind streicht durchs Grass und gelegentlich hört man mal in 1 Km Entfernung ein Auto vorbei fahren. In der ersten Nacht im eignen Werdet ihr auf einmal aus dem Bett gebombt und hört furchtbare Explosionen. Am nächsten Tag findet ihr raus das der örtliche Rüstungskonzern in der Nähe seine Versuche macht - aber eben nur am Wochentag, da aber schon ab 7 Uhr. Oder der Supermarkt der Rückwärtig liegt ab 5 Uhr Morgens von LKW beliefert wird und Palettenweise scheppernd das Leergut auflädt. Es kann auch sein das die Strasse die am Wochenende so friedlich da lag im Pendlerverkehr ein Aufkommen entwickelt das man sonst eher in Asiatischen Großstädten einordnen würde. Eine nahe Kneipe kann auch dafür Sorgen das am Wochenende bis in die Früh lärm herrscht. Grob gesagt lohnt es sich mal die Nachbarn zu fragen.

f) Ausrichtung
Entweder man mag am Abend Sonne oder Schatten haben wenn man auf der Terrasse sitzt und sein Bier trinkt. Oder man will die Strasse beobachten oder seine Ruhe haben. Das hängt letztendlich von der Ausrichtung des Grundstücks an sich ab.





Das hat aber auch noch andere Einflussfaktoren - wer viele Fenster gen Süden hat braucht im Winter weniger heizen (sofern die Sonne scheint). Dafür heizt sich das Haus auch im Sommer ganz schön auf, also wäre irgend ein Sonnenschutz (Rolläden - oder eben beim Naturstammhaus Fensterläden) angebracht. Dazu kommt noch ein weiterer Effekt - die Sonne steht im Winter tiefer als im Sommer. Das bedeutet dass man über den Dachvorsprung das zumindest an einigen Stellen so hinbekommen kann das die Sonne im Winter durch das Fenster scheint, im Sommer aber nicht (dazu irgendwann später mehr).
Wichtig ist hier eher das wenn Ihr euch Grundstücke aussucht und gedanklich schon mit einem kühlen Blonden auf der Terrasse sitzt damit beachten solltet dass wenn der Südteil & Westteil eures Grundstückes an eine Strasse grenzt höchstwahrscheilich statt eurem Garten den Verkehr beobachten könnt - oder eben im Schatten des eigenen Domilzil hockt.

g) Hanglagen und Feldboden
So schön erhöhte Positionen sind, so teuer ist das bauen darauf. Einerseits kann es sein das der Keller oder die Bodenplatte gegen "abrutschen" gesichert werden muss (Pfahlgründung) andererseits müsst ihr auch schauen das euch "von oben" nicht irgendwas auf oder über euer Häuschen rutscht.

h) Wetter
Es dürfte sich jedem logisch erschließen das im groben und ganzen der Entschluss in einer bestimmten Gegend zu bauen auch mit dem dort üblichen Wetter einhergeht. Dagegen kann man wohl nichts machen. Es gibt aber ab und zu lokale Wetterphänomene die man durchaus berücksichtigen kann. Zum einen gibt es fast überall eine Wetterseite, wo die liegt wissen meinstens die lokalen Bewohner oder man kann das einfach auch selber beobachten. Das ist auch wichtig um das Haus gegen die Einflüsse der Natur zu schützen, auf der Wetterseite muss man vielleicht öfter streichen oder Teile austauschen.

Wenn Ihr versucht alles zu berücksichten werdet ihr eines fest stellen - entweder ihr habt sehr viel Geld oder Ihr müsst an der einen oder anderen Stelle Kompromisse machen.

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