Sonntag, 11. Januar 2015

Die Plannung

Die Plannung

Wer schon von einer 6- Stündigen Shoppingtour genervt ist dem sei gesagt: Sich für einen Hausentwurf zu entscheiden ist nicht unbedingt einfacher (und auch nicht ratsam). In einem gutem Buch über Blockhausbau (The Owner-Built Log House von Allan B. Mackie) steht drin das man sich rund 100 Stunden Zeit nehmen sollte. Am Anfang hielt ich das für total übertrieben - inzwischen nicht mehr.

Was kann man tun um sich klar zu werden was man will?

a) Hausausstellungen besuchen:
Nichts ist so gut wie sich die Häuser Live anzuschauen. Dazu muss es erstmal nicht unbedingt ein Blockhaus sein - mir ist ohnehin keine Ausstellung bekannt die sich hauptsächlich um Blockhäuser dreht. Die meisten Anbieter haben ein Haus das Sie mal als Muster gebaut haben und das man anschauen kann. Was die Raumaufteilung angeht bekommt man sicherlich eine gute Idee. Ich bin in einem Haus aufgewachsen und eine meiner Grundüberlegungen ist: Was kann ich besser machen.

b) Grundrisse aus dem Internet:
Es gibt viele Grundrisse im Internet - was Blockhäuser angeht allerdings wesentlich mehr im Anglo-Amerikanischen Raum als hier. Es gibt Internetseiten die durchaus nette Designs bieten und die Pläne kann man für vergleichsweise wenig Geld erwerben. Allerdings ist hier vorsicht geboten - die Deutschen Bauvorschriften könnten hier einen Strich durch die Rechnung machen, ebenso wie der Bebauungsplan. Dazu kommt noch das Ihr auf jeden Fall jemanden braucht der bei eurem Bauamt Bauvorlageberechtigt ist, sprich die Genehmigungsplannung unterzeichnen darf - das wären hierzulade vor allem Architekten. Was allerdings die Ideenfindung angeht ist es unbestreitbar so das es in Kanada und USA wesentlich mehr Naturstammhäuser und Blockhäuser gibt als in Europa. Doof sind die Architekten auf der anderen Seite des Meeres auch nicht, deswegen haben Sie für viele Probleme schon schlaue Lösungen entwickelt. Reinschauen lohnt sich auf jeden Fall.
Deutsche Anbieter geizen eher was die Herausgabe von Plänen angeht (wenn dann nur Grobplannungen, Detailplannungen eher weniger, das läßt sich ja verkaufen). Da es weniger Anbieter gibt ist vermutlich der Druck nicht ganz so groß, allerdings es gibt schon mehr als einen und deswegen verstehe ich das nicht ganz (bevor Fielmann kam hätte auch kein Optiker sich einen großen Kopf gemacht wie er Kassenpatienten ein flottes Design auf die Nase zaubern kann).

c) Mit Blockhausbewohnern reden:
Es gibt nicht so viele Blockhäuser in Deutschland, allerdings habe ich die Erfahrung gemacht das die Leute einem gerne weiterhelfen. Das tolle hieran ist: Die haben meist keine kommerziellen Interessen daran euch etwas zu verkaufen und erzählem einem dann auch wo man drauf achten muss.

d) Diplomingineur, Fachrichtung Architektur:
Architekten haben in der Regel schon einige Häuser gebaut und wissen was schief gehen kann. Wichtig bei einem Blockhausbau ist es das der Architekt sich damit auch auskennt. Ein kleiner Hinweis sei mir erlaubt: Einige Blockhausbaufirmen beschäftigen eigene Architekten, andere sind Architekten/Planer und haben Partner die dann das Blockhaus fertigen. Es gibt auch freie Architekten die eine vom Blockhausbau unabhängige Plannung anbieten.
Der Haken an der Sache: Jeder hat das Interesse Geld zu verdienen (an sich ja erstmal verständlich). Bei einem normalen Hausbau würde ich jedem dazu raten mit einer Detailplannung eine Ausschreibung zu machen - ganz einfach weil es nur einen Grund gibt euch einen guten Preis zu machen - und der ist Konkurenz (ich bin beruflich Einkäufer und Ausnahmen von diesem Schema habe ich noch keine erlebt). Es ist übrigens höllisch Vorsicht geboten wenn man mit einem Architekten zu tun hat und der etwas für einen plant - das liegt an der HOAI. In Deutschland ist gesetztlich geregelt was ein Architekt verdient und das er es auch bekommt. Also wenn Ihr gefragt werdet ob etwas geplant werden soll und Ihr "ja" sagt habt ihr unter Umständen in dem Moment einen Vertrag über einen ganzen Haufen Geld abgeschlossen. Architekten müssen übrigens nach der HOAI abrechnen, Bauunternehmen mit Plannungsabteilung nicht (TIP!). Was der Deutsche Architekt dann kostet könnt Ihr einfach ausrechnen, einerseits findet Ihr auf diesem Merkblatt einen Hinweis und es gibt auch einen HOAI - Rechner

e) Firmen aus dem europäischen Ausland
Während es bei uns wenige Naturstammhäuser gibt ist das in anderen Ländern eine eher gängige Bauart. Nicht nur die Menschen in Deutschland wollen toll wohnen, das wollen die Menschen in anderen Ländern auch. Und wo ein Bedarf ist entwickelt sich meistens auch ein Markt. In diesem Fall ist der sogar älter als der Deutsche. Ich habe momentan auch Kontakt mit mehreren Firmen aus dem Ausland und muss sagen das ich bisher noch ein relativ gutes Gefühl habe. Einer Firma habe ich eine Skizze geschickt und gleich zwei Plannungen bekommen.

Grundsätzliches zur Plannung:

In Deutschland ist natürlich auch die Plannung eines Hauses reglementiert. Man unterscheidet 5 Arten der Planung:

1. Grundlagenermittlung:
Hier wird erstmal festgelegt was den der Bauherr so wünscht. Besonders interessant ist es hier Aspekte des Grundstückes anzugeben (Wie darf gebaut werden und wie passt das mit euren Vorstellungen übereinander). Wieviele Schlafzimmer (Kinderzimmer) werden gewünscht? Einen Keller oder nicht? Wie ist die Sonneneinstrahlung (ein Ziel ist es normlerweise den Dachüberstand so zu planen das im Sommer die Sonne nicht reinscheint und das Haus so nicht zusätzlich erwärmt wird aber im Winter die tieferstehende Sonne zusätzliche Wärmeenergie liefert). Ich schreibe hier einfach mal: Und so weiter und so Fort. (Kostet nach HOAI 2% der Anrechenbaren Kosten - sagen wir mal um die 400 Euro)

2. Vorplannung:
Der Architekt überlegt sich wie das Haus den genau aussehen könnte. Er macht Skizzen und hält Rücksprache mit dem Kunden. Er sollte sich auch mal mit den Behörden unterhalten ob seine Ideen so genehmigt werden würden. Am Ende sollte der Architekt eine Idee haben was das Haus den so kostet (Mir selber ist das allerdings etwas zu grob). (Kosten für die Vorplannung nach HOAI 7% der anrechenbaren Kosten, das könnten so 1400 Euro sein). Grob gesagt handelt es sich hier um eine Konkretisierung der Ideen und Abstimmungen wie das Haus den aussehen soll. Ich würde das eher noch unter dem Bereich Kreativarbeit einordnen.

3. Entwurfsplannung:
Jetzt wird es schon etwas genauer. Aus der Skizze wird ein Bauplan - und der sollte möglichst vollständig sein. Letztendlich wird hier der Bauplan erstellt, der Tragwerksplanner sollte schon fertig sein, letztendlich wird hier das Haus theoretisch komplette fertig gemacht, zumindest was den planerischen Aspekt angeht. (Kosten nach HOAI 15% der anrechenbaren Kosten, in meinem Beispiel etwa 3000 Euro). Die Entwurfsplannung ist die Grundlage für die Genehmigungsplannung trotzdem ist dieser Schritt im Prinzip eine Dienstleistung an euch (wobei ich hier das Wort Dienstleistung falsch gebrauche, es ist ein Werk da der Architekt das zu dem Geld dann auch tatsächlich liefern muss.

4. Genehmigungsplanung
Das ist eigentlich für das Bauamt - und das besteht darauf das hier alles seine Ordnung hat. Die Grundidee ist im Prinzip das nichts gebaut wird was nicht gebaut werden darf. Allerdings habe ich was den genauen Ablauf angeht da unterschiedliche Aussagen gehört. Ein Architekt hat mir beschrieben das was Bauanträge angeht es bei den Ämtern eine gewisse Willkür geben soll hinsichtlich der Anforderungen für eine Genehmigung. Das hat mich dann schon so Neugierig gemacht das ich einfach mal auf dem Bauamt angerufen und mal nachgefragt habe wie das den so ist und wonach beurteilt wird. Die nette Dame meinte dann das es nur darauf ankommt das alle Unterlagen ordentlich eingereicht werden, entsprechend von jemanden der Vorlageberechtigt ist unterschrieben worden sind und der Entwurf nicht gegen irgendwelche Auflagen des Bebauungsplans und der Landesbauordnung verstößt...und einige Architekten machen da wohl Ihre Hausaufgaben nicht richtig, was einzureichen ist stehe doch in der Bauvorlagenverordnung (hier am Beispiel Niedersachen). Tja, ich kann das nicht beurteilen allerdings habe ich beruflich von noch keiner Behörde mitbekommen das Sie eine ordentliche Plannung abgelehnt hat (was erlaubt ist muss auch genehmigt werden, selbst wenn man den Bauantrag erst später einreicht - das führt allerdings zu einem saftigen Ordnungsgeld und dem Risiko das man was übersehen hat und zurückbauen muss). Das ganze ist natürlich nicht umsonst - wo wären wir den da! Der Architekt bekommt nach nach HOAI 3% der anrechenbaren Kosten und das Bauamt über den groben Daumen 0,4-0,5% der Baukosten, wer das genau wissen will kann (zumindest für Niedersachsen) mal in die Gebührenordnung der Bauaufsicht rein schauen.

5. Ausführungsplanung
Erst mit den Ausführungsplänen kann der Handwerker oder der Naturstammbauer unserer Wahl tatsächlich was anfangen. Und viel wichtiger: Erst mit diesen Plänen kommt ein sinnvolles Angebot zustande, vorher ist das eher Makulatur da noch ziemlich viele Unsicherheiten drin enthalten sind. Das ist dann auch nochmal ordentlich Arbeit und deswegen schlägt das nach HOAI mit 25% der anrechenbaren Kosten zu buche - wieder mein Beispiel genommen wären das geschmeidige 5.000 Euro. Allerdings muss ich dazu sagen das genau dieses Geld sich lohnen würde. Das hat 2 Gründe: Erstens ist der Architekt für Plannungsfehler haftbar - sprich wenn der Handwerker um die Ecke kommt und mehr Geld haben will (was er zumindest nach VOB darf, egal wie Ihr es dreht [ich kann gerne mal auf Einheitspreise und Pauschalpreise eingehen]) weil er mehr machen musste als vom Architekten in der Massenermittlung angegeben ist er Haftbar (Vollständigkeitsrisiko heißt hier das Zauberwort). Zum zweiten tendieren Handwerker dazu wenn Sie keine genauen Angaben haben sich preislich warm anzuziehen - sprich wenn es ein Risiko gibt das auch nur ein Fitzelchen mehr gemacht werden muss findet Ihr das im Angebbotspreis wieder (nicht explizit ausgewiesen aber seid euch sicher: dem ist so). Ich habe noch kein Beispiel erlebt in dem Handwerker mit einer genauen Ausschreibung teurer waren als ohne, zumindest nicht im ersten Schritt.
Dummer Weise tun sich die Anbieter von Naturstammhäusern gerade damit extrem schwer. Da habe ich dann schon öfter gehört: Nun ja, bei Naturstammbau geht das nicht, das ist ja alles gaaaanz anders. Meine persönliche Meinung: Geht schon, ist aber risikoreich und eine Sache die ich durchaus glaube: Die Leute haben Ahnung von Naturstammbau, nicht von Elektro, Sanitär und Tiefbau. Ach ja, die perfekte Art der Ausschreibung ist mit einer GAEB Datei. Das ist im Prinzip ein elektronisches Leistungsverzeichniss (sagt dem Handwerker was er tun muss und wieviel Material er braucht) das man an die Handwerker schickt und man bekommt dann das LV mit den Preisen zurück. Grob gesagt hat man damit die totale Transparenz. Richtig große Bauvorhaben werden nur so ausgeschrieben - anders würde man auch die Übersicht verlieren wenn die Firmen mehrere tausend Einzelposten bewerten müßten. Ruhig mal am Anfang danach fragen, schadet garnicht und wenn Ihr eine bekommt dann spart ihr garantiert bei der Vergabe der weiteren Gewerke Geld.

Gut, soviel mal zum Thema Plannung - ich schreibe dann noch was über ein paar Aspekte die man bei einer Plannung berücksichten kann.

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