Die Plannung
Wer schon von einer 6- Stündigen
Shoppingtour genervt ist dem sei gesagt: Sich für einen Hausentwurf zu
entscheiden ist nicht unbedingt einfacher (und auch nicht ratsam). In
einem gutem Buch über Blockhausbau (The Owner-Built Log House von Allan
B. Mackie) steht drin das man sich rund 100 Stunden Zeit nehmen sollte.
Am Anfang hielt ich das für total übertrieben - inzwischen nicht mehr.
Was kann man tun um sich klar zu werden was man will?
a) Hausausstellungen besuchen:
Nichts
ist so gut wie sich die Häuser Live anzuschauen. Dazu muss es erstmal
nicht unbedingt ein Blockhaus sein - mir ist ohnehin keine Ausstellung
bekannt die sich hauptsächlich um Blockhäuser dreht. Die meisten
Anbieter haben ein Haus das Sie mal als Muster gebaut haben und das man
anschauen kann. Was die Raumaufteilung angeht bekommt man sicherlich
eine gute Idee. Ich bin in einem Haus aufgewachsen und eine meiner
Grundüberlegungen ist: Was kann ich besser machen.
b) Grundrisse aus dem Internet:
Es
gibt viele Grundrisse im Internet - was Blockhäuser angeht allerdings
wesentlich mehr im Anglo-Amerikanischen Raum als hier. Es gibt
Internetseiten die durchaus nette Designs bieten und die Pläne kann man
für vergleichsweise wenig Geld erwerben. Allerdings ist hier vorsicht
geboten - die Deutschen Bauvorschriften könnten hier einen Strich durch
die Rechnung machen, ebenso wie der Bebauungsplan. Dazu kommt noch das
Ihr auf jeden Fall jemanden braucht der bei eurem Bauamt Bauvorlageberechtigt ist,
sprich die Genehmigungsplannung unterzeichnen darf - das wären
hierzulade vor allem Architekten. Was allerdings die Ideenfindung angeht
ist es unbestreitbar so das es in Kanada und USA wesentlich mehr
Naturstammhäuser und Blockhäuser gibt als in Europa. Doof sind die
Architekten auf der anderen Seite des Meeres auch nicht, deswegen haben
Sie für viele Probleme schon schlaue Lösungen entwickelt. Reinschauen
lohnt sich auf jeden Fall.
Deutsche Anbieter geizen eher was die
Herausgabe von Plänen angeht (wenn dann nur Grobplannungen,
Detailplannungen eher weniger, das läßt sich ja verkaufen). Da es
weniger Anbieter gibt ist vermutlich der Druck nicht ganz so groß,
allerdings es gibt schon mehr als einen und deswegen verstehe ich das
nicht ganz (bevor Fielmann kam hätte auch kein Optiker sich einen großen
Kopf gemacht wie er Kassenpatienten ein flottes Design auf die Nase
zaubern kann).
c) Mit Blockhausbewohnern reden:
Es
gibt nicht so viele Blockhäuser in Deutschland, allerdings habe ich die
Erfahrung gemacht das die Leute einem gerne weiterhelfen. Das tolle
hieran ist: Die haben meist keine kommerziellen Interessen daran euch
etwas zu verkaufen und erzählem einem dann auch wo man drauf achten
muss.
d) Diplomingineur, Fachrichtung Architektur:
Architekten
haben in der Regel schon einige Häuser gebaut und wissen was schief
gehen kann. Wichtig bei einem Blockhausbau ist es das der Architekt sich
damit auch auskennt. Ein kleiner Hinweis sei mir erlaubt: Einige
Blockhausbaufirmen beschäftigen eigene Architekten, andere sind
Architekten/Planer und haben Partner die dann das Blockhaus fertigen. Es
gibt auch freie Architekten die eine vom Blockhausbau unabhängige
Plannung anbieten.
Der Haken an der Sache: Jeder hat das
Interesse Geld zu verdienen (an sich ja erstmal verständlich). Bei einem
normalen Hausbau würde ich jedem dazu raten mit einer Detailplannung
eine Ausschreibung zu machen - ganz einfach weil es nur einen Grund gibt
euch einen guten Preis zu machen - und der ist Konkurenz (ich bin
beruflich Einkäufer und Ausnahmen von diesem Schema habe ich noch keine
erlebt). Es ist übrigens höllisch Vorsicht geboten wenn man mit einem
Architekten zu tun hat und der etwas für einen plant - das liegt an der HOAI.
In Deutschland ist gesetztlich geregelt was ein Architekt verdient und
das er es auch bekommt. Also wenn Ihr gefragt werdet ob etwas geplant
werden soll und Ihr "ja" sagt habt ihr unter Umständen in dem Moment
einen Vertrag über einen ganzen Haufen Geld abgeschlossen. Architekten
müssen übrigens nach der HOAI abrechnen, Bauunternehmen mit
Plannungsabteilung nicht (TIP!). Was der Deutsche Architekt dann kostet
könnt Ihr einfach ausrechnen, einerseits findet Ihr auf diesem Merkblatt einen Hinweis und es gibt auch einen HOAI - Rechner
e) Firmen aus dem europäischen Ausland
Während
es bei uns wenige Naturstammhäuser gibt ist das in anderen Ländern eine
eher gängige Bauart. Nicht nur die Menschen in Deutschland wollen toll
wohnen, das wollen die Menschen in anderen Ländern auch. Und wo ein
Bedarf ist entwickelt sich meistens auch ein Markt. In diesem Fall ist
der sogar älter als der Deutsche. Ich habe momentan auch Kontakt mit
mehreren Firmen aus dem Ausland und muss sagen das ich bisher noch ein
relativ gutes Gefühl habe. Einer Firma habe ich eine Skizze geschickt
und gleich zwei Plannungen bekommen.
Grundsätzliches zur Plannung:
In Deutschland ist natürlich auch die Plannung eines Hauses reglementiert. Man unterscheidet 5 Arten der Planung:
1. Grundlagenermittlung:
Hier
wird erstmal festgelegt was den der Bauherr so wünscht. Besonders
interessant ist es hier Aspekte des Grundstückes anzugeben (Wie darf
gebaut werden und wie passt das mit euren Vorstellungen übereinander).
Wieviele Schlafzimmer (Kinderzimmer) werden gewünscht? Einen Keller oder
nicht? Wie ist die Sonneneinstrahlung (ein Ziel ist es normlerweise den
Dachüberstand so zu planen das im Sommer die Sonne nicht reinscheint
und das Haus so nicht zusätzlich erwärmt wird aber im Winter die
tieferstehende Sonne zusätzliche Wärmeenergie liefert). Ich schreibe
hier einfach mal: Und so weiter und so Fort. (Kostet nach HOAI 2% der Anrechenbaren Kosten - sagen wir mal um die 400 Euro)
2. Vorplannung:
Der
Architekt überlegt sich wie das Haus den genau aussehen könnte. Er
macht Skizzen und hält Rücksprache mit dem Kunden. Er sollte sich auch
mal mit den Behörden unterhalten ob seine Ideen so genehmigt werden
würden. Am Ende sollte der Architekt eine Idee haben was das Haus den so
kostet (Mir selber ist das allerdings etwas zu grob). (Kosten für die
Vorplannung nach HOAI 7% der anrechenbaren Kosten, das könnten so 1400
Euro sein). Grob gesagt handelt es sich hier um eine Konkretisierung der
Ideen und Abstimmungen wie das Haus den aussehen soll. Ich würde das
eher noch unter dem Bereich Kreativarbeit einordnen.
3. Entwurfsplannung:
Jetzt
wird es schon etwas genauer. Aus der Skizze wird ein Bauplan - und der
sollte möglichst vollständig sein. Letztendlich wird hier der Bauplan
erstellt, der Tragwerksplanner sollte schon fertig sein, letztendlich
wird hier das Haus theoretisch komplette fertig gemacht, zumindest was
den planerischen Aspekt angeht. (Kosten nach HOAI 15% der anrechenbaren
Kosten, in meinem Beispiel etwa 3000 Euro). Die Entwurfsplannung ist die
Grundlage für die Genehmigungsplannung trotzdem ist dieser Schritt im
Prinzip eine Dienstleistung an euch (wobei ich hier das Wort
Dienstleistung falsch gebrauche, es ist ein Werk da der Architekt das zu
dem Geld dann auch tatsächlich liefern muss.
4. Genehmigungsplanung
Das
ist eigentlich für das Bauamt - und das besteht darauf das hier alles
seine Ordnung hat. Die Grundidee ist im Prinzip das nichts gebaut wird
was nicht gebaut werden darf. Allerdings habe ich was den genauen Ablauf
angeht da unterschiedliche Aussagen gehört. Ein Architekt hat mir
beschrieben das was Bauanträge angeht es bei den Ämtern eine gewisse
Willkür geben soll hinsichtlich der Anforderungen für eine Genehmigung.
Das hat mich dann schon so Neugierig gemacht das ich einfach mal auf dem
Bauamt angerufen und mal nachgefragt habe wie das den so ist und wonach
beurteilt wird. Die nette Dame meinte dann das es nur darauf ankommt
das alle Unterlagen ordentlich eingereicht werden, entsprechend von
jemanden der Vorlageberechtigt ist unterschrieben worden sind und der
Entwurf nicht gegen irgendwelche Auflagen des Bebauungsplans und der
Landesbauordnung verstößt...und einige Architekten machen da wohl Ihre
Hausaufgaben nicht richtig, was einzureichen ist stehe doch in der
Bauvorlagenverordnung (hier am Beispiel
Niedersachen). Tja, ich kann das nicht beurteilen allerdings habe ich
beruflich von noch keiner Behörde mitbekommen das Sie eine ordentliche
Plannung abgelehnt hat (was erlaubt ist muss auch genehmigt werden,
selbst wenn man den Bauantrag erst später einreicht - das führt
allerdings zu einem saftigen Ordnungsgeld und dem Risiko das man was
übersehen hat und zurückbauen muss). Das ganze ist natürlich nicht
umsonst - wo wären wir den da! Der Architekt bekommt nach nach HOAI 3%
der anrechenbaren Kosten und das Bauamt über den groben Daumen 0,4-0,5%
der Baukosten, wer das genau wissen will kann (zumindest für
Niedersachsen) mal in die Gebührenordnung der Bauaufsicht rein schauen.
5. Ausführungsplanung
Erst
mit den Ausführungsplänen kann der Handwerker oder der Naturstammbauer
unserer Wahl tatsächlich was anfangen. Und viel wichtiger: Erst mit
diesen Plänen kommt ein sinnvolles Angebot zustande, vorher ist das eher
Makulatur da noch ziemlich viele Unsicherheiten drin enthalten sind.
Das ist dann auch nochmal ordentlich Arbeit und deswegen schlägt das
nach HOAI mit 25% der anrechenbaren Kosten zu buche - wieder mein
Beispiel genommen wären das geschmeidige 5.000 Euro. Allerdings muss ich
dazu sagen das genau dieses Geld sich lohnen würde. Das hat 2 Gründe:
Erstens ist der Architekt für Plannungsfehler haftbar - sprich wenn der
Handwerker um die Ecke kommt und mehr Geld haben will (was er zumindest
nach VOB darf, egal wie Ihr es dreht [ich kann gerne mal auf
Einheitspreise und Pauschalpreise eingehen]) weil er mehr machen musste
als vom Architekten in der Massenermittlung angegeben ist er Haftbar
(Vollständigkeitsrisiko heißt hier das Zauberwort). Zum zweiten
tendieren Handwerker dazu wenn Sie keine genauen Angaben haben sich
preislich warm anzuziehen - sprich wenn es ein Risiko gibt das auch nur
ein Fitzelchen mehr gemacht werden muss findet Ihr das im Angebbotspreis
wieder (nicht explizit ausgewiesen aber seid euch sicher: dem ist so).
Ich habe noch kein Beispiel erlebt in dem Handwerker mit einer genauen
Ausschreibung teurer waren als ohne, zumindest nicht im ersten Schritt.
Dummer
Weise tun sich die Anbieter von Naturstammhäusern gerade damit extrem
schwer. Da habe ich dann schon öfter gehört: Nun ja, bei Naturstammbau
geht das nicht, das ist ja alles gaaaanz anders. Meine persönliche
Meinung: Geht schon, ist aber risikoreich und eine Sache die ich
durchaus glaube: Die Leute haben Ahnung von Naturstammbau, nicht von
Elektro, Sanitär und Tiefbau. Ach ja, die perfekte Art der Ausschreibung
ist mit einer GAEB Datei.
Das ist im Prinzip ein elektronisches Leistungsverzeichniss (sagt dem
Handwerker was er tun muss und wieviel Material er braucht) das man an
die Handwerker schickt und man bekommt dann das LV mit den Preisen
zurück. Grob gesagt hat man damit die totale Transparenz. Richtig große
Bauvorhaben werden nur so ausgeschrieben - anders würde man auch die
Übersicht verlieren wenn die Firmen mehrere tausend Einzelposten
bewerten müßten. Ruhig mal am Anfang danach fragen, schadet garnicht und
wenn Ihr eine bekommt dann spart ihr garantiert bei der Vergabe der
weiteren Gewerke Geld.
Gut, soviel mal zum Thema
Plannung - ich schreibe dann noch was über ein paar Aspekte die man bei
einer Plannung berücksichten kann.
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